Das gerettete Kind
Irma wurde 1939 als Zwölfjährige mit einem jüdischen Kindertransport aus Nazi-Deutschland gerettet und gelangte über England nach Irland. Ihre Eltern blieben zurück und wurden ermordet – ein Trauma, das Irmas Leben und das ihrer irischen Familie überschattet. Alles Deutsche wurde aus dem Alltag verbannt. Irmas Tochter Leah findet keinen Zugang zu ihrer Mutter und resigniert angesichts ihrer zurückweisenden Art. Als sich Irmas Enkelin Rebecca in den deutschen Austauschstudenten Jonas verliebt, rüttelt sie an dem Familien-Tabu. Ihre Nachforschungen reißen alte Wunden auf, eröffnen Irma aber auch die Möglichkeit, ihr Schweigen zu brechen und von damals zu berichten – von ihrem Schicksal und einer Schuld, die sie auf sich lud.
Droemer Verlag, München
Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Erscheinungsdatum: 1. März 2016
Erscheinungsdatum der Taschenbuchausgabe: 1. September 2017
PRESSESTIMMEN
"Ein einfühlsam beobachtetes Familienporträt mit fiktiven Figuren, in dem die Schriftstellerin ohne falsche Sentimentalität Vergangenes und Gegenwärtiges in wunderbar reduzierter Sprache verbindet. Ahrens hat für den Roman umfangreich recherchiert. Erzählt wird eine auf Fakten basierende Geschichte, in der die 86-jährige Irma, ihre Tochter Leah und Enkelin Rebecca zu Wort kommen und ihre Sicht der Dinge schildern. In den Dialogen wird deutlich, dass die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zwar sehr schmerzhaft, aber auch heilsam ist. Der Verlust von Familie, Sprache und eigener Identität hat bei der alten Frau tiefe Spuren hinterlassen. Es sind Traumata, die an die nächste Generation weitergegeben werden."
Die Glocke, 21.04.2016
"Als Einzige ihrer Familie hat Irma Morgenstern die Verfolgung durch die Nationalsozialisten überlebt. Sie war 1939 mit einem der Kindertransporte von Hamburg nach Großbritannien, nach Nordirland gekommen. Doch die Vergangenheit lässt die inzwischen 86-jährige Großmutter nicht los, sie hat sich auch auf ihre eigene Familie ausgewirkt. Davon erzählt Renate Ahrens in ihrem Roman „Das gerettete Kind“. Irmas Verhältnis zu ihrer Tochter Leah ist schwierig. Wie viele Überlebende der Shoa trägt sie ihr Schicksal eher schweigend. Leah dagegen lehnt aggressiv alles ab, was mit Deutschland in Verbindung gebracht werden kann. Natürlich die Sprache, doch auch schon ein dort hergestellter Mantel regt sie auf. Anders ihre eigene Tochter Rebecca. Sie lernt heimlich Deutsch, hat einen deutschen Freund, interessiert sich für die Geschichte der Oma. In dem dialogreichen Buch will Ahrens vor allem diesen drei Stimmen Raum geben. Wo Irma anhand ihres Tagebuchs Erinnerungsbilder hochkommen, plagen Leah Alpträume. (...) Rebecca wiederum kann sich unverkrampft der Vergangenheit widmen, begibt sich in Hamburg auf die Spuren Irmas."
Neue Westfälische, 22.04.2016
"Das ist eine bewegende, eine berührende Geschichte. Renate Ahrens schreibt sie vollständig aus der Sicht ihrer drei Protagonistinnen, lässt sie gleichberechtigt abwechselnd erzählen. Was am Anfang wie eine Geschichte über ganz normale Ablösungsprobleme und ungelöste Generationskonflikte erscheint, wird mehr und mehr kenntlich als die Geschichte einer jüdischen Familie, die durch Irmas Aufwachsen in der Nazizeit, ihre Flucht, den Verlust der Eltern und ihrer engsten Freundin bestimmt ist, ohne dass Irmas Nachkommen das erkennen konnten. Renate Ahrens hat gründlich recherchiert und einen spannenden und psychologisch schlüssigen Roman geschrieben."
SWR2, Die Buchkritik, 28.04.2016
"Der Roman reiht sich in die vielen Neuerscheinungen zum Thema Holocaust und seine Verarbeitung in der dritten Generation ein; wenig beschrieben wurden bislang die Kindertransporte nach England und ihre Auswirkungen auf die Erlebenswelt der Nachkommen. Da der Roman auch unter dem Aspekt von komplizierten Familienkonstellationen gelesen werden kann, ist er breit einsetzbar.“
borromedien, Belletristik-Novitäten Frühjahr 2016
" The book is a ’page-turnier’ – the reader is curious to know what happens next and, in my view, the way the story is told increases its readability."
The Association of Jewish Refugees, Journal, Volume 16, No. 8, August 2016
"Ahrens zeichnet durch die Sicht aus mehreren Perspektiven die innerfamiliären Spannungen detailreich nach und untermauert die feinfühlig erzählte Geschichte mit gut recherchierten historischen Fakten. Diese Geschichte mit Blick in die Zeit des Nationalsozialismus ist eine emotionale Erzählung, die Leser vieler Altersklassen anspricht."
Der Evangelische Buchberater, 01.09.2016
" Der (...) nach Irland ausgewanderten PEN-Autorin gelingt es, den drei Protagonistinnen eine jeweils eigene Stimme zu verleihen und damit exemplarisch zu zeigen, was der traumatische Verlust der Eltern, der Heimat und der Muttersprache für die aufeinanderfolgenden Generationen bedeutet."
Neue Osnabrücker Zeitung, 14.11.2016